Schönheit
"Schönheit liegt im Auge des Betrachters" (Thukydides (um 455 - 396 v. Chr.), griechischer Flottenkommandant im Peloponnesischen Krieg und Historiker). Wie steht es mit der Schönheit in biblischen Texten wie denen im dritten Buch Mose, dem Buch Levitikus?
Ich möchte zeigen, dass die Texte dieses Buches auf kunstvoll gestaltet sind. Dennoch sind biblische Texte das Ergebnis eines langen Prozesses von der mündlichen Überlieferung bis zur schriftlichen Fixierung und schönen Komposition.
Die endgültige Fassung der Texte erhebt letztlich den Anspruch, von Gott selbst gewollt, wenn nicht gar geschrieben worden zu sein. Dieser göttliche Anspruch ist der Hintergrund für einen nach besonderen ästhetischen Kriterien formulierten Text.
Ich versuche, diese Kriterien anhand von Beispielen zu entdecken und zu beschreiben. Allerdings muss jeder Text für sich selbst beweisen, welche Kriterien in ihm verwendet wurden.
Mein Fokus liegt daher auf den Formen und Maßstäben der Gestaltung und weniger auf den historischen Prozessen der Textentstehung. Natürlich mussten die erhaltenen "Textbausteine" bei der Entstehung des Textes integriert werden, was in einigen Fällen zu "Spannungen" bei der Endredaktion führte.
Die Entdeckung solcher "Spannungen" und "Ungereimtheiten" hat meines Erachtens insbesondere die deutschsprachige alttestamentliche (literarkritische) Forschung in die Irre geführt. In der Folge wurde versucht, ein eigenes ästhetisches Ideal in die Textanalyse hineinzuprojizieren, das diese Texte verständlicherweise nicht erfüllen konnten.
Es wäre daher gut, die Entwicklung des Textes so weit wie möglich zu rekonstruieren und dann die ästhetischen Kriterien anzuwenden, die sich aus dem Text ergeben können.